Das Innere Team verstehen - systemisch denken, klar handeln

Melanie Mantel
April 2025
5-7 Minuten
Diesen Artikel teilen:

Das Innere Team verstehen –systemisch denken, klar handeln

Einleitung

Kennst du das Gefühl, dass in dir verschiedene Stimmen gleichzeitig sprechen – der eine ruft: „Jetzt voran!“, der andere flüstert: „Stopp, du darfst nicht „Nein“ sagen.“?
Willkommen im inneren Dialog! In diesem Beitrag zeige ich, wie das Konzept des „Inneren Teams“ dir hilft, innere Klarheit zu gewinnen –aus systemischer Sicht und mit einer praktischen Selbstübung.
Wir betrachten auch, wie C. G. Jung mit seinen Konzepten zu Archetypen und psychischen Dynamiken die Grundlage dafür legt, innere Antreiber zu verstehen.
Du lernst, deine inneren Anteile zu erkennen, ihre Beziehungen untereinander zu verstehen und dadurch authentischer und handlungsfähiger zu werden.

Was ist das Innere Team?

In uns wirken verschiedene innere Stimmen – jede mit eigener Haltung, Geschichte und Motivation.
Das Modell des Inneren Teams, entwickelt von Friedemann Schulz von Thun, beschreibt diese Stimmen als Mitglieder einer inneren Gemeinschaft.
Jede Stimme möchte gehört und eingebunden werden – nicht verdrängt.
So kann sich innere Vielfalt in innere Stärke verwandeln.

Systemischer Blick auf das Innere Team

Aus systemischer Perspektive ist dein Inneres Team ein Beziehungssystem in dir selbst:

  • Jeder Anteil erfüllt eine Funktion – z. B. Schutz, Leistung,     Zugehörigkeit oder Kontrolle.
  • Manche Stimmen sind laut und prägend, andere leise, doch ebenso  wichtig.
  • Ziel ist nicht, Anteile zu bekämpfen, sondern sie in ein inneres     Gleichgewicht zu bringen.

Wer seine inneren Beziehungen bewusst gestaltet, gewinnt Selbstführung statt innerer Unruhe.
Hier kommt C. G. Jung ins Spiel: Er zeigte, dass viele dieser inneren Stimmen und Antreiber psychische Archetypen widerspiegeln– Grundmuster, die universell sind, aber individuell geprägt werden.

Die inneren Antreiber – Energie und Herkunft

Viele unserer inneren Anteile sprechen in Form von Antreibern oder klar erkennbaren Haltungen, z. B. „Sei perfekt!“„Mach es allen recht!“ oder „Sei stark!“.

Diese Antreiber sind oft dominanter, weil sie aus frühen Erfahrungen stammen:

  • Sei perfekt → vielleicht lobten Eltern nur   Leistung; der Anteil übernahm die Aufgabe, Anerkennung zu sichern.
  • Mach es allen recht →  in Familien, in denen Harmonie wichtig war, lernte der Anteil, Konflikte  zu vermeiden und Zustimmung zu suchen.
  • Sei stark → Gefühle wurden vielleicht nicht  gesehen oder erwünscht; der Anteil schützt vor Verletzlichkeit.
  • Beeil dich / Streng dich an →  frühe Leistungs- oder Zeitdruckerfahrungen führten zu innerer Hetze oder Pflichtgefühl.
  • Die Kritische / Zweifelnde → vielleicht wurdest du oft kritisiert; der Anteil versucht, Fehler zu  verhindern.

Systemisch betrachtet:

  • Jeder Anteil ist gut gemeint – er schützt, motiviert oder sorgt für Orientierung.
  • Dominanz entsteht, wenn Kindheitsbedürfnisse nicht erfüllt     wurden – der Anteil übernimmt die Führung, um Sicherheit oder     Zugehörigkeit zu gewährleisten.
  • Wer das versteht, kann Mitgefühl entwickeln und die Anteile bewusst  neu einladen, statt von ihnen getrieben zu werden

 

Beispielhafte Antreiber:

<table>

 <tr>

   <th>Antreiber</th>

   <th>Ursprung / Kindheit</th>

   <th>Positive Wirkung</th>

   <th>Gefahr bei Dominanz</th>

 </tr>

 <tr>

   <td>Sei perfekt</td>

   <td>Leistungsorientiertes Umfeld</td>

   <td>Qualität, Verantwortung</td>

   <td>Überforderung, Selbstkritik</td>

 </tr>

 <tr>

   <td>Mach es allen recht</td>

   <td>Harmonie in der Familie</td>

   <td>Empathie, Beziehungsfähigkeit</td>

   <td>Selbstverlust, Erschöpfung</td>

 </tr>

 <tr>

   <td>Sei stark</td>

   <td>Gefühle wurden nicht gesehen</td>

   <td>Durchhaltevermögen</td>

   <td>Unterdrückung von Emotionen</td>

 </tr>

 <tr>

   <td>Beeil dich</td>

   <td>Hoher Leistungsdruck</td>

   <td>Dynamik, Effizienz</td>

   <td>Dauerstress, Ungeduld</td>

 </tr>

</table>

Selbstübung: Mein Inneres Teamkennenlernen

  1. Wähle eine aktuelle Situation, die dich beschäftigt.
  2. Sammle spontan alle Stimmen, die sich äußern – z. B. „die  Perfektionistin“, „der Beschwichtiger“, „der Träumer“.
  3. Erkenne, welcher Antreiber jeweils spricht und  welche Jung-Archetyp-Muster er widerspiegelt.
  4. Frage jede Stimme:
       
    • Was willst du Gutes für mich?
    •  
    • Wovor schützt du mich?
    •  
    • Was brauchst du, um loslassen zu können?
  5.  
  6. Stelle dir vor, du leitest eine innere Sitzung, in der jede Stimme    gehört wird – ohne Bewertung.
  7. Entscheide: Welche Anteile dürfen künftig mehr Raum bekommen,     welche können entspannen?

💡 Tipp: Zeichne dein Inneres Team –z. B. als Runde am Tisch oder als Mindmap – und notiere, welche Antreiber lautsind, welche leise, und welche archetypische Muster erkennbar sind.

Reflexion

Das InnereTeam ist ein Abbild deiner inneren Dynamik.
Indem du deine Antreiber würdigst, statt bekämpfst verwandelt sichinnerer Druck in Energie, Kontrolle in Klarheit.

Systemisch betrachtet: Was du in dir in Beziehungbringst, wirkt auch im Außen.

Fragen zur Selbstreflexion:

  • Welche Anteile sind heute laut, welche leise?
  • Welche Stimmen stammen aus alten Erfahrungen?
  • Welche Archetypen/Antreiber dürfen heute entlastet werden, damit du     mehr bei dir selbst ankommst?

Abschluss

Das InnereTeam ist ein kraftvolles Werkzeug zur Selbstreflexion, inneren Klarheit undpersönlichen Entwicklung.
Indem du deine inneren Stimmen einlädst, statt bekämpfst, entsteht Kooperation– in dir selbst und im Außen.

Heute darfst du dir die Frage stellen:
Welche innere Stimme oder Antreiber Haltung darf, heute Raum bekommen – damitdu klarer, gelassener und authentischer handeln kannst?

 

Diesen Artikel teilen: